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Simone Buchholz: Blaue Nacht

Hamburg, St. Pauli – Ein Mann wird bis zur Unkenntlichkeit verprügelt und in ein Hamburger Krankenhaus eingeliefert. Der rechte Zeigefinger ist durch einen sauberen Zangenbiss abgetrennt. Welch ein Glück dabei, dass das Opfer Linkshänder ist. Sein Name bleibt vorerst unbekannt. Während er stur eine Aussage verweigert, nimmt sich Chastity Riley, kaltgestellte und degradierte Staatsanwältin, momentan in der Mission „Opferschutzbeauftragte“ unterwegs, seiner an und muss bald erkennen, dass es bei diesem Opfer mehr als nur klassische Verhörstrategien braucht. Dieser Mann braucht eine klare Form von Zuwendung, nämlich ein kaltes Bier, einen trockenen Rotwein und einen guten Käse.

Wie sich, nach Verzehr von Käse und Wein, bald und unüberhörbar herausstellt, stammt der Mann aus Österreich und gibt Chastity Riley den Hinweis zu einem Kommissar in Leipzig, den sie unverzüglich aufsucht. Die Informationen, die sie dort erhält, bringen sie auf die Fährte eines albanischen Drogenbarons, der mit dem Verkauf synthetischer Drogen seinen Lebens- und Luxusunterhalt finanziert. Nach Leipzig und Dresden sollen die westlicher gelegenen Städte wie zum Beispiel Hamburg gemolken werden und gar zum Umschlagplatz von Crystal und Krok weltweit werden.

Doch genau dies wollen Chastity Riley und ihre von der Autorin skurril und gespensterhaft gezeichneten Mitermittler verhindern. Ob ihnen dies gelingt, erfährt man nach der Lektüre dieses sehr gelungenen und durch seine Sprache - die schnoddrig, witzig und obendrein poetisch ist -, sehr außergewöhnlichen Krimis. 

Ich hatte direkt Lust nach Hamburg zu fahren und in die „Blaue Nacht“ einzukehren, welche Titel des Buches und gleichzeitig die Kneipe ist, in der sich Protagonisten, Akteure und Nebendarsteller suchen und manchmal gar in der Dunkelheit des Kellergewölbes finden.

Viel Vergnügen beim Lesen! 

 

Empfohlen von Csilla Bouton

Simone Buchholz: Blaue Nacht

238 Seiten, ISBN: 978-3-518-46662-9, 14,99€, Suhrkamp

Erschienen: 7. März 2016