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Nina Sahm: Das letzte Polaroid

Wenn ich dieser Tage nach einer schönen Geschichte für den Urlaub gefragt werde, unterhaltsam, aber doch mit Tiefgang und hohem Identifikationspotential bei den Hauptfiguren, dann geht mein Griff zielsicher zu diesem hübschen Buch aus dem wunderbaren Blumenbar-Verlag:

Zwei junge Mädchen auf der Schwelle zur Erwachsenenwelt  lernen sich während des Familienurlaubs am Balaton kennen. Zwei Mädchen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Anna aus München ist wohlbehütet, spielt abends am liebsten Brettspiele mit ihren stets auf Sicherheit bedachten Eltern und hat Jungs bisher nur irritiert aus der Ferne betrachtet. Kinga aus Budapest verkörpert hingegen alles, was Anna sich heimlich wünscht, aber nicht auszuleben traut: Ein herzliches Verhältnis zu den Eltern, Erfahrung im Umgang mit Jungs und unbedingten Freiheitsdrang gepaart mit einer ordentlichen Portion Abenteuerlust. Die beiden verbringen eine denkwürdige Partynacht, die sie auch in den folgenden Jahren aneinander schweißt.

Schließlich erhält Anna die Nachricht, dass Kinga nach einem Unfall im Koma liegt. Anna beschließt, nach Budapest zu fahren, und taucht immer mehr in Kingas Leben ein. Was eigentlich nur als kurzer Krankenbesuch geplant war, entwickelt sich zu einem Experiment: Wie fühlt es sich an, das Leben einer Anderen zu leben? Was ist Projektion und was Wirklichkeit? Und vergessen wir nicht viel zu oft, einen Blick auf unser eigenes Leben zu werfen?

Nina Sahm erzählt eindrucksvoll von einer großen Freundschaft und der Kunst, sich nicht in ihr zu verlieren.

Nina Sahm: Das letzte Polaroid. Blumenbar Verlag. 238 Seiten, € 17,99

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