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Anthony Doerr: Wolkenkuckucksland

Ein Raumschiff bringt die letzten Bewohner der Erde zu einem sicheren Planeten. An Bord befindet sich Konstance, ein Mädchen, das die 24 überlieferten Kapitel einer antiken Geschichte rekonstruiert.

Konstantinopel im 15. Jahrhundert: Die Waise Anna stiehlt Kodizes aus einem verfallenen Kloster, während Omeir, ein entstellter Junge, mit den Truppen des Sultans auszieht, um die sagenhafte Stadt einzunehmen.

2020 bringt ein junger Mann eine Bombe in die örtliche Bibliothek von Lakeport, in der eine antike Geschichte als Theaterstück von Kindern aufgeführt wird. Eben eine jener Geschichten, dank derer Regisseur Zeno den Koreakrieg überstanden hat … – Fünf Charaktere, vier Epochen und eine Buch im Buch, das die ganze Welt enthält.

Wie schon in »Alles Licht, das wir nicht sehen« (Pulitzer-Preis 2015) oder der Novelle »Memory Wall« stellt Anthony Doerr auch in seinem neuen Roman junge Protagonisten ins Zentrum der Handlung und erweist sich abermals als großartiger Erzähler, wenn er ihre Träume und Hoffnungen schildert.

Doch neben diesen jungen Menschen ist es vor allem die Literatur selbst, die die Hauptrolle in »Wolkenkuckucksland« spielt. Sie ist es, die Anna, Zeno und die anderen träumen lässt und die Utopie von einem fernen Himmelreich, dem Wolkenkuckucksland, wahrmacht – und sei es nur in der Fiktion selbst. Ein kleiner Geniestreich ist, dass Doerr dies im Bild der Bibliothek verdichtet, eine Institution, die seit jeher als Metapher für das Kulturelle Gedächtnis steht. Damit gliedert sich sein neuer Roman problemlos in eine Reihe von Texten wie etwa Jorge Luis Borges’ »Die Bibliothek von Babel« oder Umberto Ecos »Der Name der Rose« ein. Und wenn Doerr sein Buch konsequenterweise den Bibliothekaren, »heute, damals und in den Jahren, die da kommen werden«, widmet, so ist es sicherlich nicht falsch anzunehmen, dass er auch Buchhändler und Buchhändlerinnen einbezieht …

Kurzum: »Wolkenkuckucksland« ist genau das Buch, mit dem man die Weihnachtstage verbringen möchte.