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Nava Ebrahimi: Sechzehn Wörter
Als ihre geliebte Großmutter stirbt, beschließt Mona, ihr Kölner Leben für einige Zeit auf Eis zu legen und in ihre Heimat, den Iran, zu reisen. Für die Grenzgängerin zwischen zwei Kulturen beginnt mit diesem Aufbruch eine Konfrontation mit der eigenen Identität und die Auseinandersetzung mit gut gehüteten Familiengeheimnissen.
In ihrem klugen Roman »Sechzehn Wörter« schildert Bachmann-Preisträgerin Nava Ebrahimi ungemein fesselnd, wie sehr Sprache unser Denken lenkt und wie wir sehr unser Sein von sprachlichen Kategorien durchdrungen ist. So gibt es für Mona Wörter, die ausschließlich mit dem Iran verbunden sind und in der deutschen Gegenwart keinen Platzt zu haben scheinen:
»Erst war es nur ein Wort. Das Wort, flink und wendig, überfiel mich, wie all diese sechzehn Wörter, aus dem Hinterhalt. Nie hatte ich es geschafft, mich zu wehren, stets zwangen sie mir aufs Neue ihre Botschaft auf; da ist noch eine andere Sprache, deine Muttersprache, glaube ja nicht, die Sprache, die du sprichst wäre deine Sprache. […] Doch dann, einer Eingebung folgend, übersetzte ich ein Wort, und es war, als hätte ich es entwaffnet. [D]urch die Übersetzung hob ich den Bann auf. […] Im Unübersetzten hatte der Schwindel es sich herrlich einrichten können.«
Ein großartiges Debüt, mit dem sich Nava Ebrahimi in eine Phalanx junger deutschsprachiger Autorinnen wie Sharon Dodua Otoo, Shia Bazyar, Mithu Sanyal, Hengameh Yaghoobifarah u.a. eingliedert, die Kategorien wie »Identität«, »Klasse« und »Gender« neu vermessen.
Empfohlen von Markus Felsmann
Nava Ebrahimi: Sechzehn Wörter
320 Seiten, ISBN 978-3-442-71754-5, btb, 10,00€
Erschienen: 14.01.2019