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Ki-Hyang Lee: Kim Jiyoung, geboren 1982

Wie ein Bericht mutet der aufwühlende Roman von Nam-Joo Cho an und obwohl er in Süd-Korea spielt, hat er auch für Frauen in Deutschland traurige Parallelen und eine fortlaufende Wichtigkeit. Denn besonders in den aktuellen Pandemie-Zeiten ist es hauptsächlich die Frau, die weiterhin und wieder vermehrt für die Kinderbetreuung zuständig ist, aus dem Job ausscheiden oder diesen pausieren muss und von einem Individuum mit dem Wunsch nach Selbstentfaltung auf die Rolle der Mutter und Ehefrau reduziert wird.

Bei der Protagonistin Kim Jiyoung führt dies, die Erfahrungen in ihrem Leben seit 1982 und schon die Biografien ihrer Mutter und Großmutter dazu, dass sie nach und nach Ihren Verstand verliert. Zerrissen durch den Wunsch, eine gute Mutter, Ehefrau, Schwiegertochter, Arbeitnehmerin und Vorbild zu sein, zerreißt nach und nach auch ihre Persönlichkeit – und lässt so manche Leserin beinahe verzweifelt zurück. Denn eine Lösung gibt Nam-Joo Cho nicht. Sie stellt eine Biografie zusammen in der sich wahrscheinlich viele Frauen wiederfinden können und das macht wütend – und vielleicht ist ja Wut die eigentliche Lösung. 

Empfohlen von Sara Otto

Ki-Hyang Lee: Kim Jiyoung, geboren 1982

208 Seiten, ISBN 978-3-462-05328-9, Kiepenheuer & Witsch, 18,00€

Erschienen: 11.02.2021