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Lucía Puenzo: Die man nicht sieht

Steigen sie in eine Luxusvilla ein, nehmen sie immer nur so viel mit, dass der Diebstahl nicht sofort auffällt, der Einbruch zunächst unbemerkt bleibt: Ismael, Enana und Ajo sind das beste Einbrecher Trio von Buenos Aires – und sie sind Kinder. Ajo, der problemlos hohe Mauern überwinden und sich durch jeden noch so schmalen Fensterspalt zwängen kann, ist das jüngste Bandenmitglied und gerade mal sechs Jahre alt.

Als ihr Patron die drei Straßenkinder für einen Großauftrag an ausländische Kriminelle vermittelt, werden sie nach Uruguay verfracht, um dort auf einem mehrere Hektar umfassenden Privatgelände Luxusdomizile von Superreichen auszuräumen. Was sich für die Kinder zu Beginn wie ein Ferienaufenthalt anhört, entpuppt sich schon bald als reiner Überlebenskampf ...

Die lateinamerikanische Autorin Lucía Puenzo versteht es nicht nur, eine spannende Krimihandlung gekonnt zu entwerfen, sondern auch soziale Missstände genau zu beobachten und zu benennen. So lenkt sie in »Die man nicht sieht« den Blick auf die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen Überfluss und Entbehrung und führt eine Gesellschaft vor, in der die Kinder in ihrer Bedürftigkeit wahrlich nicht gesehen und ihrer Kindheit beraubt werden.

Eine erschütternde und bis zur letzten Seite spannende Lektüre.

Empfohlen von Markus Felsmann

Lucía Puenzo: Die man nicht sieht

208 Seiten, ISBN 978-3-8031-3297-0, Verlag Klaus Wagenbach, 20,00€

Erschienen: 23.08.2018