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William Kentridge: In Verteidigung der weniger guten Idee

Ich wünschte, es würde reichen, einfach zu sagen: „Schaut her! Ist »In Verteidigung der weniger guten Idee« nicht ein wunderbarer Titel?“ Und alle, die das lesen, würden in den nächsten Laden stürzen und dieses schmale Bändchen kaufen. Einfach so, das wäre schön.

Dann würden es alle so machen wie ich.

Ich schätze aber, dass es so nicht funktioniert. Darum in Kürze etwas zu Autor und Inhalt (und dann hurtig in die Läden stürzen!): William Kentridge ist ein südafrikanischer Künstler und das empfohlene Bändchen ist eine Sammlung von Vorlesungen, die er im Sigmund Freud-Museum in Wien 2017 gehalten hat.

Es geht darum, im künstlerischen Prozess, alle gedanklichen Abzweigungen, Ablenkungen und Irritationen ernst zu nehmen. In diesem (inneren) Verhandeln und Abwägen der assoziativ aufscheinenden Nebenwege (= weniger gute Ideen) bildet sich ein kreativer Freiraum. Dieses Spiel mit dem Zufall lässt das Auftauchen nicht zusammengehörender Bilder und Gedanken zu. Die Leerstellen dazwischen füllt der Künstler, und auch der Betrachter, mit Bedeutung. Wir können nicht widerstehen, der Welt Sinn abzugewinnen.

Es entsteht eine individuelle Sinngebung. Etwas Mehrdeutiges, Schwingendes.

Das ist Kunst, das ist Freiheit.

 

Empfohlen von Kirsten Willeken

William Kentridge: In Verteidigung der weniger guten Idee

80 Seiten, ISBN 978-3-85132-893-6 , Turia + Kant , 12,00€

Erschienen: 12.07.2018