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Hannah Rothschild: Die Launenhaftigkeit der Liebe

Die Launenhaftigkeit der Liebe. Nicht nur der Titel des Buches, sondern auch der Titel des Gemäldes, das im Fokus dieser Geschichte steht. Dieser Roman ist keinesfalls eine kitschige 08/15-Liebesgeschichte, sondern vielmehr ein Gesamtkunstwerk. Und genau darum geht es in dieser Geschichte auch. Um Kunst und die Welt der Künstler und Kunstliebhaber, um Kunsthändler und Kunstdiebe und um ein ganz besonderes Gemälde. 

Obwohl Hannah Rothschilds Erzählweise uns Zugang zu den Gedanken aller Figuren verschafft und obwohl Die Launenhaftigkeit der Liebe eine Menge Figuren zu bietet hat, ist Annie McDee für mich die Protagonistin der Geschichte. War sie es doch, die den Stein erst ins Rollen gebracht hat, indem sie nach London gezogen ist und das Gemälde erworben hat. Ein Gemälde, mit dessen spektaulärem Verkauf der Roman beginnt, um dann einen Sprung in die Vergangenheit zu machen. Ein Gemälde, das selbst als Ich-Erzähler zu Wort kommt und mich mit seiner herrlich sarkastischen Art ein ums andere Mal zum Lachen gebracht hat. 

 

"Ich wusste, dass ich gerettet werden würde, aber nicht, dass es fünfzig Jahre dauern sollte. Es hätte Suchmannschaften geben müssen, Bataillone und Legionen. Warum? Weil ich unbezahlbar bin [...].(Seite 31)

 

Die Launenhaftigkeit der Liebe ist weder eine kitschige Lovestory noch ein nervenzerreißender Thriller oder ein reines Familiendrama, obwohl es hier und da Elemente von alldem aufweist. Inhaltlich ist der Roman viel zu komplex, um ihn zusammenzufassen. Was ich sagen kann, ist, dass die Kunst und alles, was man mit ihr verbindet, im Vordergrund steht. Was den Roman so zauberhaft macht ist aber nicht nur die Komplexität des Plots und der Figuren, sondern auch Hannah Rothschilds Schreibstil. Sie schreibt mit einer Ruhe und Gelassenheit, die den Leser bisweilen mehr Nerven kostet als ein actiongeladener Thriller. Sie zwingt uns zur Ruhe, zwingt uns, sich ihrem Tempo anzupassen, durchzuatmen, innezuhalten. 

Es fällt mir schwer, die passenden Worte zu finden, weil ich fürchte, dem Roman nicht gerecht werden zu können. Er hat mich auf eine Art und Weise berührt, die ich nicht in Worte fassen kann. Nach der letzten Seite verspürte ich seit langem wieder das Gefühl des Bedauerns, ein Buch zuende gelesen zu haben. Aber im Grunde macht das nichts, denn ich bin sicher, dass ich beim zweiten Mal lesen wieder etwas Neues entdecken, mich in eine neue Facette verlieben werden.

 

Empfohlen von Miriam Broicher

Hannah Rothschild: Die Launenhaftigkeit der Liebe

512 Seiten, ISBN: 978-3-421-04713-7, 21,99€, DVA

Erschienen: 12. September 2016