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Cesare Pavese: Der Mond und die Feuer

Cesare Pavese, der sich 1950 kurz nach Fertigstellung von Der Mond und die Feuer das Leben nahm, hat in Italien Klassikerstatus. Hierzulande ist er dagegen weitgehend unbekannt, seine Bücher werden äußerst selten verlegt. Auch mir sagte dieser Autor bis vor Kurzem gar nichts, umso mehr freu ich mich, dass im Rotpunktverlag nun dieses Werk neu übersetzt wurde.

Es ist ein Roman der Rückkehr eines Heimatlosen. Vor gut zwanzig Jahren verließ Anguilla, der Aal, sein Dorf im Piemont, um schließlich in Amerika sein Geld zu machen. Nun, in der Nachkriegszeit Ende der Vierzigerjahre, ist er zurück und quartiert sich für einige Zeit wieder hier ein. Er, ein Außenstehender - damals als „Bankert“, heute als Rückkehrer - durchstreift die hügelige Landschaft mit ihren Weinbergen und sucht nach Zeugnissen seiner Erinnerung. Es kennt ihn keiner mehr und er erkennt auch niemanden mehr. Nur bei seinem damaligen Vorbild und Freund Nuto, der immer an diesem Ort geblieben ist, findet er die alte Verbindung, die man Heimat nennen könnte. Der erzählt ihm, was sich in den vergangenen Jahren ereignet hat, berichtet von Partisanen und Faschisten, aber auch vom einfachen wie brutalen Schicksal der Bewohner des Tals.

So kommt einiges durch Erzählung wie Erinnerung ans Licht, und doch bleibt viel im Dunkeln, ganz so wie die zwei Toten, die es nach dem Winter den Fluss hinuntergespült hat und den vielen unbekannten Männern dagegen, die noch im Wald vergraben und vergessen sind. Der Zyklus des Lebens und der Natur, als Motiv immer wiederkehrend liturgische Feuerfeste aus archaischer Tradition, das verwebt sich in diesem Buch unauffällig wie stark zu einem dichten Gewebe um die Frage nach Identität, Erinnerung und Heimat.

Ein ruhiges, fast mystisches Buch und meine Empfehlung des Monats.

 

Empfohlen von Marie Franck

Cesare Pavese: Der Mond und die Feuer

216 Seiten, ISBN: Der Mond und die Feuer, 24€, Rotpunktverlag

Erschienen: 10. Oktober 2016