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Rebecca Solnit: Wanderlust. Eine Geschichte des Gehens

Mit schöner Regelmäßigkeit lassen sich Themen ausmachen, die Hochkonjunktur haben und entsprechend auf dem Buchmarkt reüssieren. Während mit Peter Wohlleben ein Millionenpublikum den – soweit noch vorhandenen – deutschen Wald wiederentdeckte und sich im literarischen Dunstkreis des Försters das Nature Writing als profitables Genre etablierte, ist man zuletzt dazu übergegangen, das Gehen und Laufen ins Zentrum des achtsamen Interesses zu rücken – wohl wissend, dass der Weg das Ziel ist, wenn man bei sich ankommen will.

Wie gut tut es da, dass der Berliner Verlag Matthes & Seitz fernab vom Achtsamkeitsbetrieb mit dem Text »Wanderlust« eine ernstzunehmende Kulturgeschichte des Gehens aus der Feder der feministischen Kunsthistorikerin und Schriftstellerin Rebecca Solnit vorlegt. Darin betrachtet die Autorin, die in Deutschland vor allem durch ihr Buch »Wenn Männer mir die Welt erklären« bekannt ist, das Gehen aus historischer, literarischer, politischer und nicht zuletzt physiologischer Perspektive. Ein umfangreiches Unternehmen, das sich aber wie eine Wanderung gut in Etappen meistern lässt. Solnit will ihre Leser bei der Lektüre auch nicht abhängen, schließlich sei Laufen eine Tätigkeit die jeder ausübe, was die Historie des Laufens folglich zu einer Geschichte aller mache.

Laufen, so erfährt man bei Rebecca Solnit, ist ein Mittel, um den »Geist wach und lebendig zu halten«. Und tatsächlich: Schöner kann man den Gang in die Buchhandlung wohl kaum beschreiben.

Empfohlen von Markus Felsmann

Rebecca Solnit: Wanderlust. Eine Geschichte des Gehens

384 Seiten, ISBN 978-3-95757-563-0, Matthes & Seitz, 30,00€

Erschienen: 11.06.2019