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Trevor Noah: Farbenblind

Ich entscheide mich für Kekse

 

Seit Trevor Noah vor knapp zwei Jahren die Leitung der Daily Show übernahm, stellte diese bislang recht unbekannte, doch sehr charismatische und unerwartet witzige Person für viele ein Geheimnis dar. Da ich seinen Vorgänger Jon Stewart über Jahre hinweg beinahe freundschaftlich kennen gelernt hatte, war ich sehr gespannt auf die Biographie von Noah.

 

In 18 Episoden gewährt Noah dem Leser Einblick in seine ganz persönliche Coming of Age Story. „Ich hatte die Wahl, ob ich in meiner Familie gegen Rassenungerechtigkeit aufstehen wollte oder ob ich einfach die Kekse meiner Großmutter genießen wollte. Ich entschied mich für die Kekse,“ schreibt er und leitet direkt ein in das Dilemma, als farbiger Sohn einer Xhosa Mutter und eines Schweizer Vaters im Apartheid geplagten Südafrika aufzuwachsen. Es gab dort wenig Raum für Menschen wie ihn, das wird schnell klar, und nicht nur er, sondern auch seine Umgebung leidet unter diesem gewieft konzipierten Rassismus, in dem Trevor Noah sich seine eigene Daseinsberechtigung erkämpfen musste.

 

Seine Lösung war, alle ihm aufgetischten sozialen Konstrukte zu hinterfragen, nirgendwo dazuzugehören und mit Witz und Verstand seinen eigenen Weg zu beschreiten. Dieser führt durch sonntägliche Kirchenmarathons, vorbei an stammesüblichen Ritualen zur Vertreibung von Geistern, Gewalt in der Familie, Raubkopierkarrieren, und DJ-Auftritten. In dieser berührenden Geschichte hat Noah mir nicht nur einen geistreichen Blick auf das Südafrika der 90er und 00er Jahren verschafft, sondern mir auch noch die Top 3 der witzigsten Buchmomente geschenkt.

 

Empfohlen von Karolina Jagodzinski

Trevor Noah: Farbenblind

336 Seiten, ISBN: 978-3-89667-590-3. 19,99€, Blessing

Erschienen: 06. März 2017