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Joost Zwagermann: Duell

Jelmer Verhooff gilt als wahres Sonntagskind. Charismatisch, allseits beliebt und mit Anfang 40 bereits Direktor vom “Hollands Museum” in Amsterdam. 

Sein Glück scheint ihn aber jäh zu verlassen, als das Museum wegen Einsturzgefahr geschlossen werden muss.

Um sich würdig aus dem Amt zu verabschieden, bleibt Verhooff eine letzte Ausstellung: “Duel”. Er beauftragt 20 junge Künstler, sich mit je einem museumseigenen Meisterwerk zu “duellieren”.

Sogleich beginnen die meisten Künstler, spektakuläre Installationen aufzubauen. Verhooff nennt sie (nur fast versehentlich) “Installateure”. Einzige Ausnahme: Emma Duiker, Verhooffs heimlicher Liebling. Emmas Arbeit besteht einfach darin, Kunstwerke detailgetreu nachzumalen. Für “Duel” kopiert sie ein Werk von Marc Rothko. Wert: 30 Millionen Euro.  

Wochenlang bringt sie, scheinbar asketisch, Schicht für Schicht auf die Leinwand. Rührend, diese Hingabe! Doch die Fleißarbeit war nur die halbe Wahrheit, bemerkt Jelmer Verhooff. Leider zu spät. Emma Duiker stellt sich als ambitionierte Konzeptkünstlerin heraus, Verhooff gerät unfreiwillig zu ihrem Gegenspieler und als Leser darf man sich mit dem verdutzten Museumsdirektor fragen: Ist das eigentlich Kunst? 

Emma malt Rothko und Joost Zwagerman malt mit “Duell” ein satirisches Szenebild des Kunstbetriebs an der Schnittstelle zwischen Establishment und Avantgarde.  Ich empfehle die Novelle jedem, der bei Namen wie Richter und Rothko partout nicht vor Ehrfurcht erstarren mag. 

 

Empfohlen von Taja Rüger

Joost Zwagermann: Duell

160 Seiten, ISBN: 9783938803813, 17,00€, Weidle Verlag

Erschienen: 01. Juli 2016