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Ernest van der Kwast: Fünf Viertelstunden bis zum Meer

Ein nackter Bauchnabel!

Als Giovanna im Streit mit ihren Schwestern den einzigen Badeanzug der Familie einmal in der Mitte durchreißt, geht sie kurzerhand im Zweiteiler an den Strand. 1945 ist das in Lecce, Süditalien, eine kleine Sensation, besonders für Ezio. Er verliebt sich in Giovanna, die frei ist und tollkühn und länger tauchen kann als alle anderen. Ohne lange zu überlegen bittet er sie um einen Kuss und ist wohl selbst am meisten überrascht, als sie tatsächlich einwilligt. Für Ezio beginnt der Sommer seines Lebens. Doch so berauscht er von Giovannas Schönheit und Anmut ist, so ernüchternd trifft ihn die Erkenntnis, dass sie ihm wohl niemals allein gehören wird, denn Giovanna möchte nicht heiraten.

Niedergeschlagen verlässt Ezio seinen Heimatort mit nichts als einem kleinen Koffer und einem gebrochenen Herzen. In Südtirol, welches jetzt zu Italien gehört, wird er Apfelpflücker und beschließt, von nun an nicht mehr zu kämpfen.

Fünf Viertelstunden braucht Ezio, um zum Meer zu laufen. Fünf Sekunden, um sich in Giovanna zu verlieben und länger als ein ganzes Leben, um sie zu vergessen.

Diesen kurzen Roman über das Altern einer unerfüllten Liebe liest man am besten an einem warmen Septembernachmittag, während man, vielleicht ein wenig zu melancholisch, dem unwiederbringlich vergangen Sommer nachtrauert.

Ernest van der Kwast schreibt rührend ohne kitschig zu sein, und erinnert in Fünf Viertelstunden bis zum Meer daran, wie wichtig es ist, im Zweifelsfall lieber mal ein bisschen mutiger zu sein.

 

Empfohlen von Taja Rüger

Ernest van der Kwast: Fünf Viertelstunden bis zum Meer

96 Seiten, ISBN: 978-3-442-71419-3, 9,99€, btb

Erschienen am 08. August 2016